Unsere Klassifikation zu den TFCC-Läsionen
Der ulnokarpale Komplex ist ein wichtiges Gebilde am kleinfingerseitigen Übergang des Unterarms zum Handgelenk. Dem Gebilde kommt einerseits eine Pufferfunktion für die Hand, z.B. beim Abstützen, andererseits eine Stabilitätsfunktion zwischen Elle und Speiche zu. Wie der Name schon vorgibt, handelt es sich um eine komplexe Struktur, deren Anatomie und Funktion erst in den letzten Jahren richtig verstanden wurden.
Das ist auch der Grund, warum unterschiedliche Einteilungen zur Beschreibung von Verletzungen dieses Komplexes existieren. Die häufigste bis bislang verwendete Klassifikation nach Palmer aus dem Jahr 1989 ist anatomisch veraltet und inhaltlich auch inkonsistent. Ein bedeutsamer Fortschritt war die Klassifikation nach Atzei von 2011, die erstmals das sog. „tiefe Blatt“ (Lamina fovealis) des TFCC als dem wichtigsten Stabilisator im Drehgelenk zwischen Elle und Speiche benennt. Jedoch berücksichtigt diese wichtige Neuerung nicht ausreichend den zentralen Diskus und die periphere Kapsel mit weiteren Bandstrukturen.
Diese Umstände waren für uns die Motivation, eine neue Klassifikation für die TFCC-Verletzungen zu entwickeln. Das Ergebnis haben wir mit dem Akronym „CUP“ versehen mit C für „central“, U für „ulnar“ und P für „peripheral“. Jede dieser drei Kategorien wird in drei Schweregrade unterteilt, so dass insgesamt neun Läsionstypen resultieren (3x3-Regel).
Unsere Erstbeschreibung hierzu ist Anfang 2023 im renommierten Journal of Hand Surgery European Volume“ erschienen (Schmitt R, Grunz JP, Langer M. Triangular fibrocartilage complex injuries – limitations of the current classification systems and the proposed new ‘CUP’ classification. J Hand Surg Eur 2023; 48: 60-66). Eine zweite Publikation wird im 1. Quartal 2025 im Journal „Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen“ mit reichlicher Bebilderung der Verletzungstypen erscheinen (Schmitt R, Kunz AS, Reidler P, Huflage H, Hesse N. Triangular Fibrocartilage Complex (TFCC) – Anatomy, Imaging, and Classifications with Special Focus on the CUP Classification. Fortschr Roentgenstr 2024; doi: 10.1055/a-2411-8444).
Die Zeichnungen stammen aus der Feder von Prof. Dr. Martin Langer (Universität Münster).
Zentrale TFCC-Läsionen des TFCC (Kategorie C)
C1 = Ausdünnung und mukoide Degeneration, C2 = schlitzförmige Pinhole-Läsion, C3 = breite Diskusperforation
Ulnare TFCC-Läsionen (Kategorie U)
U1 = Ruptur der Lamina styloidalis, C2 = Ruptur der Lamina fovealis, C3 = Rupturen der Lamina styloidalis und Lamina fovealis
Periphere TFCC-Läsionen (Kategorie P)
P1 = Ruptur des Menicus homologue oder der dorsalen Kapsel, P2 = Ruptur der ulnokarpalen Bänder (Lig. ulnotriquetrum, Lig. ulnolunatum), P3 = Ruptur der Ligg. radioulnaria jenseits der ulnaren Insertion
Ulnare TFCC-Läsionen bei Frakturen des Proc. styloideus ulnae
U1# = Fraktur an der PSU-Spitze, U2# = Fraktur durch die PSU-Basis, U3# = PSU-Basisfraktur mit Bandrupturen (floating styloid)
Periphere TFCC-Läsion bei distaler Radiusfraktur
P3#-Läsion = Radiusfraktur an der Incisura ulnaris, hier palmar.